IMO – Zwischenstandsbericht

Kiel, 8. März 2025„Die Debatte läuft aus dem Ruder“ – so die estnische Delegation der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation. Die IMO debattiert seit Stunden intensiv über die Arbeitspapiere der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Ägyptens auf der Suche nach einer Einigung. Infrage steht, ob die Potenziale von marinen Geoengineering-Technologien die Risiken überwiegen und inwiefern ein Einsatz zu rechtfertigen ist. 

Das Arbeitspapier der Vereinigten Staaten fordert ein kontrolliertes Vorgehen, schließt die Technologien aber nicht kategorisch aus. Ein Expertenrat der UN solle Vorgaben erarbeiten, die von den einzelnen Staaten umgesetzt werden sollen. Es soll vermieden werden, dass Staaten Geoengineering-Technologien willkürlich einsetzen.  Unterstützung erfährt der Antrag unter anderem durch die Delegation der Russischen Föderation. Ablehnung erfährt das Arbeitspapier mitunter von Vanuatu, da das Pariser Klimaabkommen nicht erwähnt wird. 

Vanuatu hatte als kleiner und besonders vom Klimawandel betroffener Inselstaat zu Beginn noch ein eigenes Arbeitspapier eingebracht, jedoch musste dieser aufgrund fehlender Zustimmung den Anträgen der großen Staaten weichen. Nun kritisiert die Delegation die anderen Anträge scharf: die großen Staaten sollten als Hauptverursacher das Entscheidungsrecht den kleineren und weniger entwickelten Staaten überlassen, die stärker unter den Folgen des Klimawandels leiden werden. Unterstützung bietet Vanuatu nun dem Arbeitspapier der Delegation Ägyptens an, die sich gegen Geoengineering als Mittel zum Greenwashing ausspricht und strenge Kontrollen fordert. Ein ökologischer und fairer Ansatz für alle Staaten sei notwendig, um kein vermeidbares Risiko einzugehen. 

Risiken möchte auch Frankreich vermeiden, indem eine strenge Regulierung, um Greenwashing zu erschweren, sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen den Staaten gefordert werden. Dies soll auch eine rechtliche Absicherung schaffen. Das Arbeitspapier betont, dass marines Geoengineering keinesfalls als Ersatz für traditionelle Klimaschutzmaßnahmen missverstanden werden soll, sondern nur als ergänzendes Mittel. Deshalb soll ein zwanzigjähriges Moratorium in Kraft treten, solange es keine ausreichenden Forschungsergebnisse gibt. Ein Expertenrat wäre in der Lage, eine Empfehlung zur Aufhebung des Moratoriums auszusprechen.

Eine vollständige Unterstützung für den Antrag Frankreichs spricht die Delegation Griechenlands aus. Eine Forschungsgerechtigkeit sei notwendig, was der Antrag der Vereinigten Staaten insbesondere für Schwellenländer nicht gewährleistet. Die Delegation kritisiert jene deshalb heftig, die den Antrag der Vereinigten Staaten unterstützen. 

In der folgenden Debatte ist das Gremium unruhig. Ein Antrag zum Ende der aktuellen Debatte durch Argentinien, in dem auch um konstruktive Zusammenarbeit gebeten wird, wird mit heftigem Einspruch abgelehnt. Jedoch wird die Schließung der Redeliste knapp angenommen. 

Ob die Delegierten das Ruder wieder auf Kurs bringen, ist noch fraglich.

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